Die Mittelschicht schrumpft

Mai 10, 2016 (0) comment

Abstiege in einkommensschwache und Aufstiege in einkommensstarke Gruppen halten sich ungefähr die Waage.

In einer am vergangenen Freitag veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird ein betrübendes Bild für die deutsche Einkommensmittelschicht gezeichnet. Dabei ist nicht nur der Anteil der Mittelschichtler gesunken, sondern auch die Höhe der Einkommen. Im Vergleich mit den USA wird indes konstatiert, dass der Trend der schrumpfenden Mittelschicht weitestgehend im gleichen Ausmaß verläuft.

Zahlen und Fakten

Was bedeutet die vorgestellte Studie in Zahlen? Zunächst einmal ist es wichtig festzustellen, wer überhaupt zur Mittelschicht gehört. Hier geht man von Personen aus, die ein Brutto-Gesamteinkommen zwischen 67 und 200 % bezogen auf einen berechneten Einkommensmittelwert aufweisen. Dieser Mittelwert liegt bei ca. 29.500 Euro im Jahr (Stand 2013). Wer sich unterhalb des sogenannten Median befindet, wird als einkommensschwach angesehen – Bezieher von Einkommen, die darüber liegen, gehören zur einkommensstarken Gruppe.

Zwischen 1991 und 2013 habe sich nun, so die Berechnungen des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) – eine Langzeitstudiengruppe innerhalb des DIW – der Anteil der Mittelschicht zur gesamten Bevölkerung um 6 Prozentpunkte nach unten verändert.

Diese Entwicklung betrifft allerdings nicht nur Deutschland: Auch in den USA ist ein Rückgang der Mittelschicht um 6 Prozentpunkte zu beobachten. Jedoch sind die Auswirkungen dieses Trends in Amerika deutlicher zu spüren als hierzulande. Das bedeutet, dass sowohl Personen, die mittlerweile über dem Median liegen als auch nun als einkommensschwach zu bezeichnende Bürger deutlich über bzw. unter dem errechneten Mittelwert liegen.

Wer ist betroffen?

Da in den letzten Jahren der Niedriglohnsektor einen Aufschwung erfahren hat, steigerte sich auch der Anteil der Erwerbstätigen in diesem Bereich. Die größte Gruppe der aus der Mittelschicht in die Kategorie „Einkommensschwach“ eingestuften Personen sind Migranten. Hier wurde den Forschern zufolge ein besonders großer Einkommensrückgang verzeichnet.

Im Altersvergleich stellte man zudem fest, dass der Anteil der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 im einkommensschwachen Segment gestiegen sei, obwohl insbesondere die Altersgruppe zwischen 30 und 44 von Veränderungen betroffen ist. Hier stieg allerdings sowohl der Anteil im einkommensschwachen als auch im einkommensstarken Segment an.

Weil die Daten auf einer Langzeitstudie beruhen, bilden sie nicht zwangsläufig ein aktuelles Bild ab: Die Mittelschicht ist laut DIW immer noch die Gruppierung, der ein Großteil der Bevölkerung angehört. Die größten Änderungen hätten sich demnach um die Jahrtausendwende zugetragen, während in den letzten Jahren die Entwicklung stabil war.

Bild-Quelle: © Shutterstock/Maryna Pleshkun

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